Islay Whisky - Im Torfparadies.
Es ist eigentlich nicht viel los auf dieser recht kleinen Hebriden-Insel im Südwesten Schottlands - es sei denn, man interessiert sich für Vögel oder Single Malt Scotch Whisky. Denn neben einem großen Vogelschutzgebiet hat Islay gleich neun produzierende Malt Whisky Destillerien zu bieten. Weitere sind bereits in Planung. Die legendäre Port Ellen Distillery, die lange Zeit geschlossen war, wird nun wieder eröffnet. Ihr rauchiger Single Malt wurde nach der Schließung zu einem beliebten und raren Sammler-Whisky. In Port Ellen liegt auch die Mälzerei der Insel, die die Islay Brennereien mit getorftem Malz versorgt.
An der Südküste tummeln sich gleich drei Klassiker des Islay Whiskys. Fährst Du von Port Ellen Richtung Osten, so kommst Du an Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg vorbei. Ein Dreiklang, der Fans rauchiger Whiskys das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Kehrst Du schließlich um und durchquerst Port Ellen Richtung Norden, kommst Du in Bowmore an. Im kleinen Ort schmiegt sich die Bowmore Distillery, Islays älteste Brennerei, an die Küste. Von dort hat man bei klarer Sicht Blick auf Bruichladdich.
Die Bruichladdich Distillery liegt wie Bowmore am Loch Indaal, Islays großer Meeresbucht. Hier entstehen die Whiskymarken Bruichladdich (kaum rauchig), Port Charlotte (sehr rauchig) und Octomore (extrem rauchig). Mit Octomore kreierte Bruichladdich einst den rauchigsten Whisky der Welt, der in seinem Rauchgehalt bisweilen über 300 ppm (phenol parts per million erreicht). Biegst Du auf dem Rückweg von Bruichladdich nach links ab, empfängt Dich bald die knuffige Farm-Destillerie Kilchoman mit ihrem Cafe und Besucherzentrum. Oder Du fährst weiter Richtung Fähranleger…
In Port Askaig kannst Du die Fähre zum Festland oder zur Insel Jura nehmen, wo es auch eine Whisky Destillerie zu besuchen gilt. Allerdings solltest Du zuerst noch die Straße weiter Richtung Norden nehmen. Denn dort wartet die Caol Ila Distillery auf Dich. Sie ist vielleicht nicht so schön wie Laphroaig oder Ardbeg, macht aber ebenfalls einen tollen peatet Malt. Weiter nördlich kannst Du Islays neuste Brennerei Ardnahoe besichtigen. Und last but not least findest Du am Ende der Straße Bunnahabhain. Hier gibt es vor allem tollen nicht-rauchigen Single Malt mit einem köstlichen Sherry-Einfluss zu kosten.
Es ist aber nicht nur die reine Fülle an Destillerien, die Islay („Eila“ ausgesprochen) zu einer eigenen Whiskyregion macht. Es ist auch der sehr eigene Charakter der Single Malt Whiskys. Die Islay Malts sind geprägt vom Torf, der auf der Insel allgegenwärtig ist und vom Jod, das in der Nordseeluft liegt. Und so werden hier die mit Abstand wuchtigsten, torfigsten und eigenwilligsten Single Malts der Welt produziert. Durch den Prozess des Darrens gelangen die rauchigen Aromen aus dem Torf in den späteren Whisky. Der Torfrauch durchdringt dabei das Malz. Die Phenole bleiben über den gesamten Herstellungsprozess erhalten und schlagen sich später in den vielfältigen Rauch-Aromen nieder. Für Fans von rauchigem Scotch Whisky ist Islay damit so etwas wie der Heilige Gral, das wahre Herz der Whiskywelt. Und andere schütteln eher ungläubig den Kopf darüber, dass man „heiße Asche“ oder „feuchten Seetang“ für begrüßenswerte Geschmacksnuancen halten kann.
Wie schmeckt Islay Whisky?
Kraftvoll im Körper, torfig-rauchig im Geschmack, oft mit Noten von Jod, die an Medizin erinnern: das ist (von Ausnahmen abgesehen) der typische Charakter der Islay-Malts. Diese Art Whisky ist wahrlich nicht jedermanns Sache, aber für viele die Erfüllung schlechthin. Von „frisch geteerte Straße“ und „Autoreifen“ über „Lagerfeuer“ und „Räucherschinken“ bis zu „Seetang“ „Segelschiff“, „Mullverband“ und „Pferdestall im Winter“ – alles drin im Islay-Whisky. Und noch einiges mehr. Man liebt es oder man hasst es…
Probiertipps: Islay-Whisky-Klassiker
Es sind vor allem die Brennereien an der Südküste, die Islay-Fans das Herz höher schlagen lassen: Ardbeg, Lagavulin und Laphroaig machen genau die Art von Single Malt, die man gemeinhin mit Islay verbindet. Und die man innig lieben oder inbrünstig ablehnen kann. Da hilft nur eins: Ausprobieren, zu welcher Fraktion man gehört.
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Unsere Islay-Geheimtipps
Nicht alles auf Islay ist Torf und Rauch. Bunnahabhain, früher auch “der unaussprechliche Malt” genannt, überzeugt mit tollen Sherrynoten und einem kräftigen maritimen Flair. “Bunna-häven” spricht man den selbsternannten “unpronounceable malt” übrigens aus. Wenig Rauch, angenehme Nussigkeit und eine frische Brise Seeluft. Unbedingt wert, kennengelernt zu werden. Für die Rauchfans empfehlen wir außerdem den tollen Single Malt der kleinen Farm-Destillerie Kilchoman. Dieser Whisky aus nicht nur Insel-Geschichte geschrieben, sondern kann auch mit seinen älteren Geschwistern in den Ring steigen. Trockenes Getreide, Röstnoten und wunderbares Gartenobst mischen sich hier zu einem tollen Geschmackserlebnis. Pflichtprogramm für Peatheads!
Wie schmeckt Aberlour Whisky?
Elegant, rund, ausgewogen – diese Begriffe fallen, wenn es um die Beschreibung des Aberlour Hausstils geht. Aberlour ist ein nicht rauchiger und sehr süß-fruchtiger Single Malt. Aromen von roten Äpfeln, Honig und weiche Nussnoten findest Du in Aberlour Whiskys. Je nach Abfüllung und Fasszusammensetzung werden mal die Karamell- und Vanilletöne oder die beerigen Sherrynoten mehr betont. Mit diesem schmeichelnden Malt triffst Du meist den richtigen Ton.
Wie wird Aberlour Single Malt hergestellt?
Der Großteil der heutigen schönen Steingebäude, in denen der Aberlour Whisky hergestellt wird, wurde 1892 erbaut. Die Brennerei liegt nur einen Steinwurf vom Fluss Spey entfernt, der der legendären Whiskyregion Speyside ihren Namen verdankt. Der Name Aberlour entstammt jedoch dem kleinen Beifluss dem Lour. Wörtlich übersetzt heißt Aberlour "Mündung des Lour", an der die Brennerei liegt. Der Quelle für das klare Wasser von Aberlour, der St. Drosdan`s Well, werden heilende Zauberkräfte nachgesagt. Wenn Du einmal die nahe gelegenen Linn Falls besucht hast, wirst auch Du es glauben. Denn dieser märchenhaft schöne kleine Wasserfall diente einst Kelten und Druiden als Kultstätte. Der Lour fließt an den Standing Stones des Fairy Hill (Feenhügel) vorbei. Wer möchte dieses magische Wasser nicht in seinem Whisky haben?
Für die Kühlsysteme der Brennblasen wird das Wasser des Lour Flusses verwendet. Dies wandert jedoch unberührt zurück in den Fluss, denn in den Whisky selbst kommt nur reines Quellwasser. Die Fermentation findet in sechs großen Washbacks aus Edelstahl statt. Heute destilliert Aberlour auf vier zwiebelförmigen Pot Stills das Destillat für den Single Malt Whisky. Die Kupferbrennblasen haben keine Ausbuchtungen. Aberlour Single Malt reift sowohl in Ex-Bourbonfässern als auch in Ex-Sherryfässern. Der malzig-fruchtige Brand verträgt sich sowohl mit amerikanischer als auch europäischer Eiche prächtig. In Frankreich zählt Aberlour zu den meistverkauften Malt Whiskys. Auch in einigen Blends wird Aberlour Single Malt verarbeitet wie im Scotch Clan Campbell.
Zur Geschichte von Aberlour - dreimal Geburtstag!
Aberlour kann im Grunde dreimal Geburtstag feiern. Zum ersten Mal errichtet wurde die Destillerie im Jahr 1826. Diese fiel jedoch 1878 einem Großfeuer zum Opfer. 1879 baute James Fleming, ebenfalls Inhaber der nahegelegenen Dailuaine Distillery, Aberlour wieder auf. Der heutige Standort wurde sowohl unter anderem wegen der St Drosdan's Quelle gewählt, der man Heilkräfte nachsagte. 1898 kam dann der erneute Tiefschlag. Ein weiteres Feuer zerstörte die Brennereigebäude und den Lagerbestand. Ein herber Rückschlag für jede Whisky Destillerie. Es folgten einige Besitzerwechsel bis Aberlour im Jahre 1975 vom französischen Getränke Konzern Pernod Ricard übernommen wurde. Seit dem ist Aberlour offensichtlich in Guten Händen mit der schottischen Tochterfirma Chivas Brother. 2002 wurde ein kleines Besucherzentrum eröffnet. Drücken wir die Daumen, dass kein vierter Geburtstag nötig sein wird.
Empfehlungen im Aberlour Sortiment
Das Schöne an Aberlour ist, dass das Sortiment für jeden Genießer passende Abfüllungen bietet. Gerade die Abfüllungen mit niedrigen Volumenprozenten eignen sich hervorragend, um Neulinge an das Thema Single Malt Whisky heranzuführen. Ein Beispiel ist der milde, süffige Aberlour 10 Jahre Forest Reserve und der Aberlour 12 Jahre Double Cask. Für ein samtig weiches und tiefgründigeres Geschmacks-Erlebnis greife zu den älteren Varianten wie dem Aberlour 16 Jahre Double Cask Matured oder dem Aberlour 18 Jahre.
Für die erfahrenen Whiskyliebhaber hat Aberlour extra eine Version des 12-jährigen Single Malts kreiert ohne Kühlfilterung und mit erhöhter Trinkstärke. Der Aberlour 12 Jahre Non Chill-Filtered kommt mit 48% Vol. ins Glas. Mehr Rückenwind für die Aromen ist somit gewiss. Ebenfalls mit erhöhter Trinkstärke von 48% Vol. kommt der Aberlour Cash Annamh ins Glas. Noch eine Schippe obendrauf legen die beliebten Aberlour A'bunadh Abfüllungen. Diese kommen in intensiver Fassstärke daher und sind ebenfalls non chill filtered. Diese Cask Strength Bottlings werden im Batch abgefüllt, variieren somit minimal im Charakter, sind jedoch stets einen Kauf wert. Der Aberlour A'bunadh wurde ursprünglich als Vollreifung in Fässern kreiert, die zuvor Sherry enthielten. So kannst Du die volle Wucht der Sherryfassreifung genießen. Mittlerweile gibt es mit dem Aberlour A'bunadh Alba auch eine Variante aus Ex-Bourbonfässern. Hier kannst Du die hellfruchtige Seite dieses exzellenten Scotch Whiskys ergründen.
Zahlen & Fakten zu Aberlour
Adresse: Charlestown-of-Aberlour, Banffshire, AB3 9PJ, Schottland
Gegründet: ursprünglich 1826 von James Gordon und Peter Weir an jetziger Stelle 1879 von James Fleming
Region: Speyside
Besitzer: Pernod Ricard, Chivas Brothers Ltd
Typ: Single Malt Scotch Whisky
Rauch: Unpeated/ Ungetorft/ Nicht rauchig
Status: aktiv
Kapazität: ca. 3.800.00 lpa (Liter pro Jahr)
Brennblasen: 2 Wash Stills (21.120 l), 2 Spirit Stills (ges. 35.456 l)
Washbacks: 6, Edelstahl
Mashtun: Semi Lauter, 12 Tonnen
Wasser: Quellen am Ben Rinnes, St Drosdan's Quelle
Visitor Centre: Ja
Telefon: +44 (0)1340 / 881249
Website: www.aberlour.com
Wegbeschreibung zur Aberlour Destillerie
Bildnachweis / Bildquelle: Leon Schuster Malt Mariners