Alles Bourbon oder was?
Auch wenn es auf mancher Getränkekarte den Anschein hat: Nicht jeder amerikanische Whiskey ist ein Bourbon. Zweifellos ist der Bourbon heute aber der populärste Whiskey seines Kontinents. Er besteht hauptsächlich aus Mais (mindestens 51 Prozent, in der Regel allerdings deutlich mehr), was ihm eine charakteristische Süße verleiht. Außerdem sieht das Gesetz vor, dass Straight Bourbon mindestens zwei Jahre in neuen Fässern aus amerikanischer Weißeiche gelagert werden muss und keine Zusatzstoffe enthalten darf. Herkunft und Herstellungstechnik sind dagegen nicht exakt definiert. Zur Produktion können die röhrenförmigen Coffey Stills oder auch, wie beim schottischen Malt Whisky, die traditionelleren Pot Stills eingesetzt werden. Ein Bourbon muss auch nicht aus Kentucky kommen - und schon gar nicht aus Bourbon County. Auch ein aus Tennessee stammender Whiskey wie der Jack Daniel’s erfüllt formal alle Bedingungen für einen Straight Bourbon. Hier legt man allerdings Wert darauf, ein Tennessee-Whiskey zu sein. Der unterscheidet sich durch das spezielle „Charcoal Mellowing“-Filterverfahren vom herkömmlichen Bourbon.
Aber ob Bourbon oder Tennessee, ob Mais oder auch Weizen: Der ursprüngliche Whiskey in den USA und Kanada ist der aus Roggen gebrannte Rye Whiskey. Bis zur Prohibition vor knapp 100 Jahren war Rye der vorherrschende Whiskey in Nordamerika. Aber die Brennereien in den Staaten an der Nordostküste wie Maryland oder Pennsylvania überlebten die Zeit der Prohibition nicht. In den USA und Kanada wurde dann der traditionelle, würzige Roggen zunehmend durch den süßeren Mais ersetzt. Erst in den letzten Jahren gewinnt der klassische Straight Rye wieder an Bedeutung.
Aber Achtung: In Kanada darf ein Whiskey auch dann „Rye Whiskey“ heißen, wenn er gar keinen Roggen enthält. Der Tradition zuliebe...
Eine amerikanische Besonderheit
Wie die Iren schreiben auch die Brenner in den USA und Kanada ihren Spirit in der Regel mit eine „E“, also Whiskey. Eine Besonderheit des Straight Bourbon ist zudem, dass die Fässer nur einmal verwendet dürfen. Diese neuen Fässer geben mehr Aroma und Geschmack ab, als es wiederverwendete tun würden. Ein Nebeneffekt: Der Whiskey reift so schneller.
So schmeckt Amerika
Durch die Lagerung in neuen, verkohlten Fässern aus American Oak erhalten die amerikanischen Whiskeys deutliche Vanillearomen, oft gesellen sich auch Noten von (Kokos)nuss und Karamell hinzu. Die aus Mais gebrannten Whiskeys - wie der Bourbon – haben zudem eine sehr ausgeprägte Süße. Der aus Roggen hergestellte Rye Whiskey kommt dagegen trockener, herber und würziger daher. Ausgeprägte Torf- und Rauchnoten sucht man in den Whiskeys aus USA und Kanada eher vergebens. Das überlässt man lieber den Kollegen in Schottland.
Probiertipps: Amerikanische Klassiker...
Wenn man über nordamerikanische Whiskeys spricht, denkt man natürlich sofort an einige der großen Namen: Jim Beam, Maker’s Mark oder Wild Turkey aus Kentucky, Jack Daniel’s und George Dickel aus Tennessee. Nicht zu vergessen auch die eleganten Stars des Canadian Whiskeys wie Canadian Club oder Black Velvet. Was einige nicht wissen: Auch aus den großen Destillerien kommen zum Teil recht unterschiedliche Whiskeys. So produziert z.B. Jim Beam neben seinem populären Straight Bourbon unter anderem auch einen Rye Whiskey. Und auch Jack Daniel’s bietet über den berühmten Old No.7 hinaus eine breite Palette an speziellen Abfüllungen, die vielleicht noch nicht jeder kennt.
... und unser Geheimtipp
Der in Portwein-Pipes gelagerte Dad’s Hat ist ein wunderbarer weicher und vielschichtiger Rye Whiskey aus Pennsylvania. Eine echte Rarität ist der „Mc Carthy’s Oregon Single Malt“ aus der Clear Creek Distillery, für den schottische Gerste verwendet wurde. Viel Spaß beim Entdecken!