Die schottischen Insel-Whiskys
Ob die schottischen Inseln oder „Islands“ wirklich eine eigene Whiskyregion sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. In mancher Whiskyindustrie werden sie den westlichen Highlands zugerechnet. Besonders im Falle von Arran und den Orkneys ist diese Zuordnung fragwürdig. Denn Arran liegt zwar an der Westküste, aber noch unterhalb von Glasgow, während die Orkneys hoch im Norden den stürmischen Fluten trotzen. Vermutlich wurden die Insel Destillerien auch oft einfach den Highlands untergeordnet, da es lange Zeit nur wenige Insel Brennereien gab. Doch auch das ändert sich derzeit. Denn bis Mitte der 90er hab es nur fünf traditionelle Malt Whisky Destillerien auf den Inseln: Tobermory auf der Isle of Mull, Jura auf der Isle of Jura, Talisker auf der Isle of Skye, Highland Park und Scapa auf den Orkneys. Mit der Eröffnung der damals neuen Arran Destillerie auf der gleichnamigen Insel begann eine neue Ära für die Inseln. Heute heißt Arran Lochranza Distillery und sie hat mit Lagg sogar eine zweite Brennerei auf der Isle of Arran bekommen. Auch die Insel Raasay hat mittlerweile ihre eigene Brennerei, direkt neben Skye, wo neben Talisker heute auch Torabhaig rauchigen Scotch Whisky produziert. Auf Lewis and Harris gibt es mit Abhainn Dearg und der Harris Destillerie auch zwei neue Brennereien. Auch die kleine Insel Barra hat ihre eigene Brennerei bekommen.
Wie schmecken Insel-Whiskys?
Von einem einheitlichen Charakter kann man in dieser Region nicht wirklich sprechen. Zu groß sind die Unterschiede, zu verschieden die Whiskys. Das torfige, rauchige Kraftpaket Talisker könnte ein Bruder des Lagavulin von Islay sein. Den weichen, eleganten Isle of Jura würde man geschmacklich dagegen wohl eher im Speyside-Gebiet vermuten. Bei Arran Single Malts warten spritzige Zitrusfrüchte auf Dich im Nosingglas. Eine Brise Meeresluft zumindest lässt sich jedenfalls das in den meisten Abfüllungen der Insel-Malts finden.
Probiertipps: Single Malt Klassiker von den Inseln
Wenn von den Island-Malts die Rede ist, leuchten zwei Sterne besonders hell: Highland Park von den Orkneys und Talisker von der Isle of Skye. Beides sind große, charaktervolle Whiskys und völlig zu Recht Klassiker mit großer Anhängerschaft. Der Highland Park hat einen ganz eigenen Stil mit seinem fast öligen Körper, der ausgeprägten Heidesüße und den Noten von Salz und Rauch. Der mächtige Talisker erinnert mit seiner kraftvollen Torfigkeit an die Cousins, den Islay Whiskys.
Unsere Insel-Whisky-Geheimtipps
Oft unterschätzt, aber ausgesprochen interessant und vielseitig: Tobermory, von der Isle of Mull. Gleich zwei Single Malts kommen aus dieser Destillerie, die eine der ältesten Schottlands ist. Der unter dem Brennereinamen Tobermory verkaufte Single Malt wird aus ungetorfter Gerste gebrannt. Neben fruchtigen und würzigen Noten findet sich hier eine zarte maritime Note. Der als Ledaig verkaufte Malt Whisky dagegen ist kräftig getorft und damit durchaus etwas für die Islay-Liebhaber. So oder so: Beide Mull-Malts sind es wert, entdeckt zu werden.
Wie schmeckt Aberlour Whisky?
Elegant, rund, ausgewogen – diese Begriffe fallen, wenn es um die Beschreibung des Aberlour Hausstils geht. Aberlour ist ein nicht rauchiger und sehr süß-fruchtiger Single Malt. Aromen von roten Äpfeln, Honig und weiche Nussnoten findest Du in Aberlour Whiskys. Je nach Abfüllung und Fasszusammensetzung werden mal die Karamell- und Vanilletöne oder die beerigen Sherrynoten mehr betont. Mit diesem schmeichelnden Malt triffst Du meist den richtigen Ton.
Wie wird Aberlour Single Malt hergestellt?
Der Großteil der heutigen schönen Steingebäude, in denen der Aberlour Whisky hergestellt wird, wurde 1892 erbaut. Die Brennerei liegt nur einen Steinwurf vom Fluss Spey entfernt, der der legendären Whiskyregion Speyside ihren Namen verdankt. Der Name Aberlour entstammt jedoch dem kleinen Beifluss dem Lour. Wörtlich übersetzt heißt Aberlour "Mündung des Lour", an der die Brennerei liegt. Der Quelle für das klare Wasser von Aberlour, der St. Drosdan`s Well, werden heilende Zauberkräfte nachgesagt. Wenn Du einmal die nahe gelegenen Linn Falls besucht hast, wirst auch Du es glauben. Denn dieser märchenhaft schöne kleine Wasserfall diente einst Kelten und Druiden als Kultstätte. Der Lour fließt an den Standing Stones des Fairy Hill (Feenhügel) vorbei. Wer möchte dieses magische Wasser nicht in seinem Whisky haben?
Für die Kühlsysteme der Brennblasen wird das Wasser des Lour Flusses verwendet. Dies wandert jedoch unberührt zurück in den Fluss, denn in den Whisky selbst kommt nur reines Quellwasser. Die Fermentation findet in sechs großen Washbacks aus Edelstahl statt. Heute destilliert Aberlour auf vier zwiebelförmigen Pot Stills das Destillat für den Single Malt Whisky. Die Kupferbrennblasen haben keine Ausbuchtungen. Aberlour Single Malt reift sowohl in Ex-Bourbonfässern als auch in Ex-Sherryfässern. Der malzig-fruchtige Brand verträgt sich sowohl mit amerikanischer als auch europäischer Eiche prächtig. In Frankreich zählt Aberlour zu den meistverkauften Malt Whiskys. Auch in einigen Blends wird Aberlour Single Malt verarbeitet wie im Scotch Clan Campbell.
Zur Geschichte von Aberlour - dreimal Geburtstag!
Aberlour kann im Grunde dreimal Geburtstag feiern. Zum ersten Mal errichtet wurde die Destillerie im Jahr 1826. Diese fiel jedoch 1878 einem Großfeuer zum Opfer. 1879 baute James Fleming, ebenfalls Inhaber der nahegelegenen Dailuaine Distillery, Aberlour wieder auf. Der heutige Standort wurde sowohl unter anderem wegen der St Drosdan's Quelle gewählt, der man Heilkräfte nachsagte. 1898 kam dann der erneute Tiefschlag. Ein weiteres Feuer zerstörte die Brennereigebäude und den Lagerbestand. Ein herber Rückschlag für jede Whisky Destillerie. Es folgten einige Besitzerwechsel bis Aberlour im Jahre 1975 vom französischen Getränke Konzern Pernod Ricard übernommen wurde. Seit dem ist Aberlour offensichtlich in Guten Händen mit der schottischen Tochterfirma Chivas Brother. 2002 wurde ein kleines Besucherzentrum eröffnet. Drücken wir die Daumen, dass kein vierter Geburtstag nötig sein wird.
Empfehlungen im Aberlour Sortiment
Das Schöne an Aberlour ist, dass das Sortiment für jeden Genießer passende Abfüllungen bietet. Gerade die Abfüllungen mit niedrigen Volumenprozenten eignen sich hervorragend, um Neulinge an das Thema Single Malt Whisky heranzuführen. Ein Beispiel ist der milde, süffige Aberlour 10 Jahre Forest Reserve und der Aberlour 12 Jahre Double Cask. Für ein samtig weiches und tiefgründigeres Geschmacks-Erlebnis greife zu den älteren Varianten wie dem Aberlour 16 Jahre Double Cask Matured oder dem Aberlour 18 Jahre.
Für die erfahrenen Whiskyliebhaber hat Aberlour extra eine Version des 12-jährigen Single Malts kreiert ohne Kühlfilterung und mit erhöhter Trinkstärke. Der Aberlour 12 Jahre Non Chill-Filtered kommt mit 48% Vol. ins Glas. Mehr Rückenwind für die Aromen ist somit gewiss. Ebenfalls mit erhöhter Trinkstärke von 48% Vol. kommt der Aberlour Cash Annamh ins Glas. Noch eine Schippe obendrauf legen die beliebten Aberlour A'bunadh Abfüllungen. Diese kommen in intensiver Fassstärke daher und sind ebenfalls non chill filtered. Diese Cask Strength Bottlings werden im Batch abgefüllt, variieren somit minimal im Charakter, sind jedoch stets einen Kauf wert. Der Aberlour A'bunadh wurde ursprünglich als Vollreifung in Fässern kreiert, die zuvor Sherry enthielten. So kannst Du die volle Wucht der Sherryfassreifung genießen. Mittlerweile gibt es mit dem Aberlour A'bunadh Alba auch eine Variante aus Ex-Bourbonfässern. Hier kannst Du die hellfruchtige Seite dieses exzellenten Scotch Whiskys ergründen.
Zahlen & Fakten zu Aberlour
Adresse: Charlestown-of-Aberlour, Banffshire, AB3 9PJ, Schottland
Gegründet: ursprünglich 1826 von James Gordon und Peter Weir an jetziger Stelle 1879 von James Fleming
Region: Speyside
Besitzer: Pernod Ricard, Chivas Brothers Ltd
Typ: Single Malt Scotch Whisky
Rauch: Unpeated/ Ungetorft/ Nicht rauchig
Status: aktiv
Kapazität: ca. 3.800.00 lpa (Liter pro Jahr)
Brennblasen: 2 Wash Stills (21.120 l), 2 Spirit Stills (ges. 35.456 l)
Washbacks: 6, Edelstahl
Mashtun: Semi Lauter, 12 Tonnen
Wasser: Quellen am Ben Rinnes, St Drosdan's Quelle
Visitor Centre: Ja
Telefon: +44 (0)1340 / 881249
Website: www.aberlour.com
Wegbeschreibung zur Aberlour Destillerie
Bildnachweis / Bildquelle: Glenlivet Distillery