Die Speyside: Im Herzen der Whisky-Herrlichkeit
Die Speyside-Region in den nordöstlichen Highlands ist das Kerngebiet des schottischen Malt Whiskys. Rund 50 aktive Whisky Destillerien finden sich entlang des River Spey und seiner Nebenflüsse wie Livet, Fiddich oder Deveron. Rund um die kleinen Orte Craigellachie, Aberlour und Dufftown tummeln sich die ganz großen Single Malt Scotch Whiskys. Hier findest Du die Brennereien in denen The Macallan, Glenfiddich, The Balvenie, The Glenlivet, Aberlour, Glen Grant, Cardhu, Cragganmore und Glenfarclas entstehen. Viele Brennereien hier brennen Single Malt allein für die Blend Industrie. So haben auch viele große Blended Scotch Whisky Marken wie Grant's, Chivas Regal, Ballantine's oder der Blended Malt Scotch Monkey Shoulder hier ihr Zuhause.
Aber nicht nur die vielen ansässigen Destillerien machen die Speyside zum Herzen der Whiskywelt und der Single Malt Scotch Produktion. Auch Böttchereien, Mälzereien, unabhängige Abfüller oder Händler sind hier zu Hause. Der unabhängige Abfüller Gordon & MacPhail etwa hat seinen Sitz in Elgin. In der berühmten Speyside Cooperage werden Whiskyfässer für zahlreiche Brennereien wieder bearbeitet. Und die weltberühmte Pot Stills Kupferschmiede Forsyths stellt im kleinen Rothes die begehrten Brennblasen her, die das Herzstück jeder Malt Whisky Destillerie bilden.
Die Speyside gehört geografisch gesehen zu den Highlands, wird aber als eigene Whiskyregion betrachtet. Das Gebiet umfasst ungefähr die traditionellen Grafschaften Morayshire und Banffshire und reicht von Grantown-on-Spey im Südwesten bis hoch nach Banff, wo der River Deveron in die Nordsee mündet.
Die Destillerien liegen hier oft dicht an dicht, wie Perlen an einer Schnur. Der sogenannte Malt Whisky Trail, eine touristisch beliebte Route, verbindet acht bekannte Brennereien sowie die Speyside Cooperage miteinander. Ein wahres Eldorado für Whiskyfreunde.
Wie schmeckt Speyside Whisky?
„Elegant“ und „komplex“ – das sind häufig benutzte Wörter bei der Beschreibung von Speyside Single Malt Whiskys. Wie genau aber muss man sich das vorstellen? Man kann vielleicht sagen, dass sich in den Malts eine Fülle von Aromen finden lässt – fruchtige, würzige, blumige und süße Noten, manchmal auch Anklänge von Rauch, Leder und Holz – aber keine dieser Facetten dominant im Vordergrund steht. Die Single Malts der Speyside sind vielschichtig. Der Körper ist zumeist voll und rund, ohne aber wuchtig zu wirken. Die Whiskys sind in der Regel wenig bis gar nicht getorft, daher findest Du auch hier kaum stark rauchige Whiskys wie etwa bei den Islay Whiskys. Kurz: Speyside Malts sind alles. Außer einseitig.
Probiertipps: Speyside-Klassiker
So viele große Namen sind in der Speyside zu Hause, dass man gar nicht richtig weiß, wo man anfangen und aufhören soll. Die weichen und fruchtigen Single Malts von Glen Grant und Glenfiddich sind idealer Beginner-Whiskys. Beide haben viel zu bieten für einen meist niedrigen Preis. Dass manche Abfüllungen dieser Marken auch im Supermarkt zu haben sind, lässt manch einen Whiskyfan zögern. Doch bieten diese Destillerien durchaus Tiefe und Komplexität, wagt man sich erst einmal ins Sortiment vor.
Nicht vorbei kommst Du in der Speyside-Region auch an dem honigsüßen The Balvenie und dem Sherry lastigen Aberlour. Gleiches gilt für den Single Malt, der lange das Aushängeschild der Region war: The Glenlivet. Ein Muss.
Unsere Speyside-Geheimtipps:
Der Craigellachie ist ein Speyside-Malt, wie er im Buche steht: Voll, rund, elegant, mit Noten von Zitrusfrüchten und Mandarinen. Wer Whiskys aus dem Sherryfass mag, der muss unbedingt bei Glenfarclas vorbeischauen. Glenfarclas ist eine der letzten Destillerien in Familienhand und seit Generationen wacht hier die Familie Grant über ihren wuchtigen, würzig-fruchtigen Single Malt Scotch.
Wie schmeckt Aberlour Whisky?
Elegant, rund, ausgewogen – diese Begriffe fallen, wenn es um die Beschreibung des Aberlour Hausstils geht. Aberlour ist ein nicht rauchiger und sehr süß-fruchtiger Single Malt. Aromen von roten Äpfeln, Honig und weiche Nussnoten findest Du in Aberlour Whiskys. Je nach Abfüllung und Fasszusammensetzung werden mal die Karamell- und Vanilletöne oder die beerigen Sherrynoten mehr betont. Mit diesem schmeichelnden Malt triffst Du meist den richtigen Ton.
Wie wird Aberlour Single Malt hergestellt?
Der Großteil der heutigen schönen Steingebäude, in denen der Aberlour Whisky hergestellt wird, wurde 1892 erbaut. Die Brennerei liegt nur einen Steinwurf vom Fluss Spey entfernt, der der legendären Whiskyregion Speyside ihren Namen verdankt. Der Name Aberlour entstammt jedoch dem kleinen Beifluss dem Lour. Wörtlich übersetzt heißt Aberlour "Mündung des Lour", an der die Brennerei liegt. Der Quelle für das klare Wasser von Aberlour, der St. Drosdan`s Well, werden heilende Zauberkräfte nachgesagt. Wenn Du einmal die nahe gelegenen Linn Falls besucht hast, wirst auch Du es glauben. Denn dieser märchenhaft schöne kleine Wasserfall diente einst Kelten und Druiden als Kultstätte. Der Lour fließt an den Standing Stones des Fairy Hill (Feenhügel) vorbei. Wer möchte dieses magische Wasser nicht in seinem Whisky haben?
Für die Kühlsysteme der Brennblasen wird das Wasser des Lour Flusses verwendet. Dies wandert jedoch unberührt zurück in den Fluss, denn in den Whisky selbst kommt nur reines Quellwasser. Die Fermentation findet in sechs großen Washbacks aus Edelstahl statt. Heute destilliert Aberlour auf vier zwiebelförmigen Pot Stills das Destillat für den Single Malt Whisky. Die Kupferbrennblasen haben keine Ausbuchtungen. Aberlour Single Malt reift sowohl in Ex-Bourbonfässern als auch in Ex-Sherryfässern. Der malzig-fruchtige Brand verträgt sich sowohl mit amerikanischer als auch europäischer Eiche prächtig. In Frankreich zählt Aberlour zu den meistverkauften Malt Whiskys. Auch in einigen Blends wird Aberlour Single Malt verarbeitet wie im Scotch Clan Campbell.
Zur Geschichte von Aberlour - dreimal Geburtstag!
Aberlour kann im Grunde dreimal Geburtstag feiern. Zum ersten Mal errichtet wurde die Destillerie im Jahr 1826. Diese fiel jedoch 1878 einem Großfeuer zum Opfer. 1879 baute James Fleming, ebenfalls Inhaber der nahegelegenen Dailuaine Distillery, Aberlour wieder auf. Der heutige Standort wurde sowohl unter anderem wegen der St Drosdan's Quelle gewählt, der man Heilkräfte nachsagte. 1898 kam dann der erneute Tiefschlag. Ein weiteres Feuer zerstörte die Brennereigebäude und den Lagerbestand. Ein herber Rückschlag für jede Whisky Destillerie. Es folgten einige Besitzerwechsel bis Aberlour im Jahre 1975 vom französischen Getränke Konzern Pernod Ricard übernommen wurde. Seit dem ist Aberlour offensichtlich in Guten Händen mit der schottischen Tochterfirma Chivas Brother. 2002 wurde ein kleines Besucherzentrum eröffnet. Drücken wir die Daumen, dass kein vierter Geburtstag nötig sein wird.
Empfehlungen im Aberlour Sortiment
Das Schöne an Aberlour ist, dass das Sortiment für jeden Genießer passende Abfüllungen bietet. Gerade die Abfüllungen mit niedrigen Volumenprozenten eignen sich hervorragend, um Neulinge an das Thema Single Malt Whisky heranzuführen. Ein Beispiel ist der milde, süffige Aberlour 10 Jahre Forest Reserve und der Aberlour 12 Jahre Double Cask. Für ein samtig weiches und tiefgründigeres Geschmacks-Erlebnis greife zu den älteren Varianten wie dem Aberlour 16 Jahre Double Cask Matured oder dem Aberlour 18 Jahre.
Für die erfahrenen Whiskyliebhaber hat Aberlour extra eine Version des 12-jährigen Single Malts kreiert ohne Kühlfilterung und mit erhöhter Trinkstärke. Der Aberlour 12 Jahre Non Chill-Filtered kommt mit 48% Vol. ins Glas. Mehr Rückenwind für die Aromen ist somit gewiss. Ebenfalls mit erhöhter Trinkstärke von 48% Vol. kommt der Aberlour Cash Annamh ins Glas. Noch eine Schippe obendrauf legen die beliebten Aberlour A'bunadh Abfüllungen. Diese kommen in intensiver Fassstärke daher und sind ebenfalls non chill filtered. Diese Cask Strength Bottlings werden im Batch abgefüllt, variieren somit minimal im Charakter, sind jedoch stets einen Kauf wert. Der Aberlour A'bunadh wurde ursprünglich als Vollreifung in Fässern kreiert, die zuvor Sherry enthielten. So kannst Du die volle Wucht der Sherryfassreifung genießen. Mittlerweile gibt es mit dem Aberlour A'bunadh Alba auch eine Variante aus Ex-Bourbonfässern. Hier kannst Du die hellfruchtige Seite dieses exzellenten Scotch Whiskys ergründen.
Zahlen & Fakten zu Aberlour
Adresse: Charlestown-of-Aberlour, Banffshire, AB3 9PJ, Schottland
Gegründet: ursprünglich 1826 von James Gordon und Peter Weir an jetziger Stelle 1879 von James Fleming
Region: Speyside
Besitzer: Pernod Ricard, Chivas Brothers Ltd
Typ: Single Malt Scotch Whisky
Rauch: Unpeated/ Ungetorft/ Nicht rauchig
Status: aktiv
Kapazität: ca. 3.800.00 lpa (Liter pro Jahr)
Brennblasen: 2 Wash Stills (21.120 l), 2 Spirit Stills (ges. 35.456 l)
Washbacks: 6, Edelstahl
Mashtun: Semi Lauter, 12 Tonnen
Wasser: Quellen am Ben Rinnes, St Drosdan's Quelle
Visitor Centre: Ja
Telefon: +44 (0)1340 / 881249
Website: www.aberlour.com
Wegbeschreibung zur Aberlour Destillerie
Bildnachweis / Bildquelle: Glenlivet Distillery