Keine Angst, die machen nur Spaß.
Was hat eine altehrwürdige schottische Brennerei mit modernen Massenvernichtungswaffen zu tun? Eigentlich nichts, sollte man meinen. Bei Bruichladdich aber trug sich diese Geschichte zu:
Im Jahr 2003 fiel eine der Web-Cams, mit denen die Whisky-Produktion bei Bruichladdich verfolgt werden kann, aus. Daraufhin erhielt Destillerie-Manager Mark Reynier eine E-Mail mit der Bitte, sie doch wieder in Ordnung zu bringen. Was den Absender der Mail angeht, glaubte man in der Brennerei zunächst an einen Scherz. Denn es war – das US-Verteidigungsministerium. Wie sich herausstellte, beobachteten amerikanische Agenten tatsächlich via Webcam, was sich bei Bruichladdich tut. Warum? Weil, so eine Pentagon-Sprecherin auf Nachfrage, die altertümlichen Brennanlagen von Bruichladdich durchaus auch zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen (englisch: „WMD“, Weapons of Mass Destruction) geeignet wären. Und man müsste schließlich sicherstellen, dass hier nicht…
Der umtriebige Mark Reynier nahm diese groteske Geschichte mit Humor und ließ wenig später einen 18-jährigen Malt unter dem Namen „WMD“ abfüllen. Wobei das WMD hier als „Whisky of Mass Distinction“ zu verstehen ist.
Was bedeutet Bruichladdich? Übersetzt heißt Bruichladdich so viel wie “Abhang an der Küste”. Eine recht akkurate und trockene Beschreibung einer so spannenden Destillerie. Da bleiben wir doch lieber bei Laddie.
Wo liegt Bruichladdich? Die Bruichladdich Distillery liegt im gleichnamigen Ort direkt an der Küste auf der Insel Islay. Sie blickt auf das Loch Indaal, wo man an klaren Tagen zur Nachbar-Brennerei Bowmore blicken kann.
3 Gründe, Bruichladdich zu lieben
1) Weil es Bruichladdich noch gibt.
2) Weil der „Laddie“ der erklärte Liebling der Islay-Bewohner ist.
3) Weil ein bisschen Spaß sein muss – und dieser Whisky keine Waffe ist.
Wie schmeckt Bruichladdich Whisky?
Der Single Malt der unter dem Brennereinamen Bruichladdich abgefüllt wird, ist ein eher untypischer Islay Whisky. Denn er ist nicht bis nur sehr schwach getorft und zeigt daher nicht die für Islay üblichen starken Rauchnoten. Dennoch ist Bruichladdich unverkennbar ein Küsten-Whisky. Denn mit seinem vollen und tiefen Körper zeigt er neben Noten von Zitrusduft und kräftigen Getreidenoten auch eine deutliche Brise Seeluft. Wer auf stark rauchigen Whisky steht, muss bei Bruichladdich jedoch nicht verzichten. Im Gegenteil. Denn die progressive Brennerei bietet gleich zwei heavily peated Single Malts an. Port Charlotte ist ein stark rauchiger Islay Whisky mit Aromen von verbranntem Teer und deutlichen Jod-Noten. Auch wenn Port Charlotte für sich ein exzellenter Single Malt Whisky ist, steht er irgendwie doch meist im Schatten des Experimental-Whiskys Octomore. Was einst als wagemutiges Experiment der Brennerei begann, ist heute der Premium-Standard der Peatheads. Man versuchte, wie weit man es mit den ppm (phenol parts per million), also dem Rauchgehalt eines Whiskys wohl treiben könnte. Während die anderen stark getorften Whiskys von Islay wie Laphroaig, Ardbeg und Lagavulin mit 40-50 ppm aufwarten, haben es manche Octomore Abfüllungen bereits über die 300 ppm Grenze geschafft. Liebhaber von rauchigen Scotch Whiskys sollten in ihrem Leben zumindest einmal so eine Rauch-Bombe gekostet haben.
Ein bisschen Geschichte zu Bruichladdich
Bruichladdich wurde 1881 von den Brüdern Robert, William und John Gourlay Harvey am westlichen Ufer des Loch Indaal gegründet. Ein Großteil der damaligen Ausstattung ist heute noch im Einsatz. Von 1929 bis 1937 wurde nicht produziert, anschließend wechselten die Besitzer häufig – das Schicksal so vieler Destillerien. 1974 erhielt Bruichladdich ein zweites Paar Brennblasen, 1994 wurde die Brennerei stillgelegt und blieb es für 6 Jahre. Dann aber, im Dezember 2000, begann eine neue Epoche für den „Laddie“. Mark Reynier und seine Kollegen Simon Coughlin und Gordon Wright vom unabhängigen Abfüller „Murray McDavid“ kauften die Brennerei für 7.500.000 £ und fingen direkt an, große Pläne in die Tat umzusetzen. Die Destillerie wurde vollständig renoviert , als Master Distiller konnte Whiskylegende Jim McEwan (vorher Bowmore) gewonnen werden. Die alte Ausstattung wurde größtenteils erhalten, später eine eigene Abfüllanlage gebaut, die einzige auf Islay. Bruichladdich lebte auf, neue Abfüllungen kamen heraus, viele Ileachs (Einwohner von Islay) fanden hier Arbeit. 2007 gab Mark Reynier bekannt, die seit 1929 geschlossene Loch Indaal Brennerei wieder zu eröffnen. Dazu kam es bisher nicht. Am 23. Juli 2012 kaufte Rémy Cointreau Bruichladdich für 58.000.000 £. Mark Reynier wollte sich offensichtlich noch nicht zur Ruhe setzen, denn bereits zwei Jahre später gründete er die Waterford Distillery in Irland.
Unsere Bruichladdich Empfehlungen:
Da Bruichladdich eine große Bandbreite von Whiskys herstellt, viele davon limitiert, ist es gar nicht so einfach einzelne Abfüllungen zu empfehlen. Bei den ungetorften Bruichladdich Whiskys machst Du mit dem Bruichladdich 8 Jahre “The Laddie Eight” jedenfalls alles richtig. Perfekt um den malzigen, maritimen Charakter von Bruichladdich kennenzulernen. Wenn Du ein Fan von Gerste und Terroir bist, solltest Du Dir die Scottish Barley und Bere Barley Abfüllungen anschauen. Bei den rauchigen Port Charlotte Abfüllungen ist der Port Charlotte 10 Jahre mit strammen 50% vol. der perfekte Whisky. Wuchtiger Asche-Rauch, Lagerfeuer am Strand und süßes Toffee verbreiten hier viel Freude im Glas.
Zahlen & Fakten zu Bruichladdich
Adresse: Isle of Islay, Argyll, PA49 7UN
Gegründet: 1881 von Robert, William und John Gourlay Harvey
Region: Islay Whisky
Besitzer: Rémy Cointreau
Typ: Single Malt Scotch Whisky
Rauch:
Bruichladdich: Unpeated/ ungetorft/ nicht rauchig
Port Charlotte: Heavily peated/ stark getorft/ stark rauchig
Octomore: Extremely peated/ extrem getorft/ extrem rauchig
Status: aktiv
Kapazität: ca. 2.000.000 Liter
Brennblasen: 2 Wash Stills (ges. 23.000 l), 2 Spirit Stills (ges. 23.000 l)
Washbacks: 6, Dougkas Fichte
Mashtun: Open, 7 Tonnen
Wasser: Quelle der Octomore Farm
Visitor Centre: Ja
Telefon: +44 (0)1496 / 850 221
Website: www.bruichladdich.com
Wegbeschreibung zur Bruichladdich Destillerie
Bildnachweis / Bildquelle: Leon Schuster, Malt Mariners